Chiang Mai zu Silvester
6 01 2014Von Laos nach Thailand zu kommen, ist, als würde man aus dem Wald mitten in die Großstadt fahren. Die vielen Autos! Die vielen Menschen! Der Krach, die Farben, die Musik! Und am Ende der Straße: ein Springbrunnen!!! Sowas hatte ich ja lange nicht gesehen. Die Läden quellen über vor Waren, die Tempel strotzen vor Blumen und Gold, an den Straßenbäumen hat man Orchideen angebracht, das Essen ist lecker und günstig, die Dusche wird heiß, das Internet ist schnell.
Straßenszene in Chiang Mai
Es ist viel lauter als in Laos, und das kommt nicht nur vom Straßenverkehr. Meist sind die Thai sehr freundlich, nur viel extrovertierter als die scheuen Laoten. Aber wenn es was zu meckern gibt, können sie auch rufen, schimpfen, brüllen. Aufgebretzelte, bildhübsche Frauen stöckeln durch die Straßen, nicht wenige von ihnen an der Seite eines… Ja, genau, eines viele Jahre älteren „Farang“, wie der Mensch aus dem Westen hier genannt wird. In manchen Lokalen gibt’s sogar eine eigene Rubrik auf der Speisekarte: Farang Food.
Der typische Freier-Farang ist im Rentenalter, trägt Birkenstocks, Bermudas, ein flottes Hemd, eine jugendliche Cap und hält Händchen mit seiner Begleiterin, was in Asien völlig unüblich ist.
In Laos stellt eine außereheliche intime Beziehung zu einer Laotin ein Verbrechen dar, das mit hohen Strafen geahndet wird. Zumindest sind die Laotinnen so vor Prostitution geschützt. Hier habe ich fast das Gefühl, dass die Prostition gewünscht und gefördert wird.
Zwischen Laos und Thailand liegen Welten. Thailand ist viel reicher, viel westlicher. Alles ist üppig, sinnlich, körperlich. An jeder Ecke werden Massagen angeboten, sogar in den Innenhöfen der Tempel, wo die Kunden sich dann nebeneinander (angezogen!) auf Liegen oder Matten ausstrecken und von zierlichen Thailänderinnen gezogen, gedrückt, gedehnt werden. Mit der streichenden und knetenden europäischen Massage hat die Thai- Massage nicht viel zu tun. Zimperlich ist man dabei nicht. „No pain, no gain!“, lautet die Devise.
Zu Silvester hatten in vielen Tempeln auch Freßbuden, Klamottenstände und Souvenirshops ihre Waren ausgebreitet. Alkohol gab es nicht, aber jede Menge zu gucken.
Es wurden bunte, Gold eingefaßte Papiere mit den Tierkreiszeichen der chinesischen Astrologie verkauft, die man mit seinem Namen versehen und aufhängen konnte.
Neujahrswünsche im Tempel
Ein Buddha erstrahlte in allen Farben des Regenbogens, es war geradezu eine Lightshow. Buddha Blau, die Boddhisatvas in komplementärem Orange. Buddha Grün, die Boddhisattvas Pink.
Mancher Innenhof war vom Licht von Hunderten von Kerzen und Öllämpchen erfüllt. Laternen so groß wie Tonnen wurden mit Wünschen beschrieben, mit einem Feuerchen versehen und in den Nachthimmel entlassen, der in dieser Nacht überzogen war von neuen Gestirnen, Sternbildern und Milchstraßen aus Wünschen…
Mönche lassen Laternen in den Himmel steigen
Chiang Mai ist umgeben von einer alten Stadtmauer, von der nur ein paar kümmerliche Reste übrig sind. Aber die gesamte Altstadt ist von Kanälen eingefasst, und darin spiegelten sich dann die vielen Ballons und die bunten Buden dieser Nacht.
Chiang Mai in der Silvesternacht
Nach ein paar Tagen fand ich die Stadt dann ganz angenehm, meinen Balkon geradezu großartig und so bin ich fast zwei Wochen geblieben. Viel gemacht habe ich eigentlich nicht. Ich war im Zoo, habe einen auswärts gelegenen Tempel besucht, auf dem Nachtmarkt gegessen, ich habe einen Thaikochkurs gemacht, eine ausgiebige Massage genommen, die Reise nach Myanmar vorbereitet. Aber die langsamere Gangart hat mir gutgetan und die Sinne geschärft. So hatte ich auch Gelegenheit, meine Mitreisenden zu beobachten, von denen es hier eine Menge gibt. Und ich wohnte mitten im „Traveller-viertel“.
Neben dem Freier-Farang (s.o.) gibt es hier auch den Feier-Farang und den Hippie-Farang. Der Hippie-Farang ist schon von weitem zu erkennen, er trägt Thai-Hosen mit tiefem Hosenboden, seine Freundin bunte Pluderhosen mit Blumen oder Elefanten. Beide können dreadlocks haben, tattoos, Piercings, Sonnenbrand, knappe Tanktops, eine Mala um den Hals und an den Waden Blutegel vom Trecken. Denn früh am morgen fahren Minivans mit dem Schriftzug ADVENTURE die guesthouses ab und sammeln ihre Kundschaft ein, die in den nahen Bergen klettert, auf einem Elefanten durch den Fluss reitet oder einen der hilltribes besucht.
Wenn sie dann nach zwei, drei Tagen zurückkehren, zeigen sie voller Stolz ihre Prellungen und Schürfungen, ihre Handyfotos und Insektenstiche vor. Darauf erstmal ein Bier, das hier fast soviel kostet wie eine Übernachtung im Dormitory.
Doi Suthep in der Nähe von Chiang Mai – laut Reiseführer einer der wichtigsten Tempel Thailands
Ich habe mich lieber an die zahlreichen Tempel gehalten und fand es sehr erstaunlich, welche Vielfalt an „donations“ dem Besucher angeboten wird. Es stehen sogar Tresore bereit, in die man diskret seine Gabe steckt. Man kann aber auch gezielt für einen bestimmten Zweck spenden, für die Ausbildung der Mönche, für die Instandhaltung des Tempels, für die Stromrechnung oder für die Tempelhunde.
Um Spenden wird gebeten! Links für viele Zwecke, rechts für die Hunde
Gegen eine kleine Spende, zum Beispiel einen Präsentkorb für Mönche, kann man sich segnen lassen, ein Freundschaftsbändchen bekommen oder ein Gespräch führen. Für Farang bietet sich dazu der Monk-Chat an, der in vielen Tempeln regelmäßig angeboten wird.
Präsentkörbe für Mönche
Das Ausmaß, in dem die Geschäftstüchtigkeit hier in die heiligen Hallen schwappt, ist schon erstaunlich, ebenso wie umgekehrt die Präsenz der Religion im Alltag. Ein Altar im Autosalon. Ein Baum mit einer bunten Schärpe und Opfergaben für Buddha.
Altar am Straßenrand
Riesige Läden voller Buddhabedarf. Überall in der Stadt kleine und große Elefanten, auch Drachen und Schlangen, zum Beispiel in einem Park.
Im Park in Chiang Mai
Dann wieder blitzt hinter einer Kreuzung eine goldene Stupa in der Abendsonne.
Manchmal denke ich, ich wandle hier durch einen Traum.
Hallo Bettina!
Das sieht ja schön aus in Chiang Mai, ich will da auch noch hin! Wie war denn der Kochkurs? Würde ich auch gerne machen.
Hihi, ich bin zwar kein Hippie, aber eine Thaihose habe ich auch und eh…ja, Trekken gehen möchte ich auch gerne ;-). Dauert aber noch ein bischen, bin erst in Phuket (seit 2 Tagen und habe erst mein Bett und die Kloschüssel gesehen, letztere sehr ausgiebig…:-( ).
Wir haben jetzt den Flug nach Myanmar gebucht: 4.2 hin und 1.3 zurück! Ich bin gespannt, wie es dir da gefällt!
Liebe Grüße Jessy
Liebe Bettina,
danke für die Silvesterfotos, die Eindrücke und Gefühle, die deine Reisebeschreibungen mir vermitteln. Ich bin ins Jahr 2014 getanzt und fühle mich in Harmonie. Yoga mache ich jeden Tag und am Ende stehe ich auf dem Kopf. Das I-Ging ist mir ein treuer Begleiter und die Bilder deiner Reise zeigen mir, wie bunt das Leben ist.
Liebste Grüße
Marita
Liebe Bettina,
zu aller erst wünsche ich Dir ein gutes neues Jahr, viel Gesundheit, dass Du weiterhin so unbeschadet weiter durch die Welt ziehen kannst und wir uns bald wiedersehen!
Wie schön und bewußt doch die Jahreswende gefeiert werden kann. Bei uns hätten die Knallenden Schwierigkeiten sich bei jedem Böller oder Rakete überhaupt noch einen Wunsch auszudenken. Wir haben ebenfalls schön zu zehnt gefeiert und tanzend mit Musik das neue Jahr begrüßt.
Wie die Wunschlichter fliegen, musst Du mir mal erklären. Das sieht so schön aus! Durftest Du auch eines fliegen lassen?
Nun ist das Jahr neun Tage alt und hatte schon ein paar Überraschungen und Ereignisse für uns parat. Manches muss man nur bewußter wahrnehmen. Es bleibt spannend.
Dir natürlich wieder vielen Dank für den Reisebericht mit Deinen Bildern. Weiterhin viel Glück auf Deiner Reise!
Mathias