Back home… Heimweh und Fernweh

12 04 2014

  „Wir haben heuer eine Weltreise gemacht. Aber ich sag’s Ihnen gleich, wie es ist: Da fahren wir nimmer hin.“  Gerhard Polt

 

In Hamburg gibt es keine Kakerlaken und man kann überall Käse und Schokolade kaufen – sensationell!!! Doch bevor ich ganz in Hamburg ankomme – meine Seele ist noch in Asien – noch ein kleiner Nachtrag zu Kambodscha und Thailand.

Von Angkor Wat aus haben wir einen Bus in den Süden genommen, wir wollten ans Meer! 

Um halb sieben sollen wir bei unserem Hotel abgeholt werden. Als um sieben immer noch kein Tuc Tuc und kein Taxi in Sicht ist, schultern wir unsere Rucksäcke und machen uns zu Fuß auf den Weg. Angeblich liegt die Busstation ganz in der Nähe. Der erste, den wir nach dem Weg fragen, schickt uns links die Straße hoch, der zweite rechts die Straße hoch, der dritte ganz woanders hin und so ist es schon bald kurz vor der geplanten Abfahrtszeit. Nur mit viel Glück erwischen wir den Bus noch. Dann ist für den Rest des Tages auch Schluss mit Glück. Nach zwei Stunden Fahrt bleibt der Bus mit einem Motorschaden liegen. Eine Stunde warten am Straßenrand – dann kommt der Ersatzbus.

 Als wir dann Phnom Penh erreichen, ist der Anschlussbus schon weg. Wie haben zwar einen durchgehenden Bus gebucht, aber das nimmt man nicht so genau. „Zehn Minuten, dann kommt ein Taxi und fährt Sie nach Kampot“, wurde uns beschieden. Außer uns beiden haben noch zwei weitere Touris das gleiche Ziel. Nach einer Stunde kommt dann ein Taxi. Doch es sitzen schon zwei Fahrgäste drin. Wir zählen nach. Sieben Personen inclusive. Fahrer sollen sich reinquetschen. Zunächst haben wir uns geweigert, verhandelt, uns geärgert, aber vergebens. Schließlich fügen wir uns in die missliche Lage, schachteln uns zu viert auf die Rückbank und los gehts mit einem ziemliche Affenzahn weiter Gen Süden. Inzwischen dämmert es, und als wir dann endlich unser Ziel erreichen,  ist es fast 20 Uhr und unser reserviertes Zimmer längst vergeben. Doch was wir dann finden, ist viel schöner, liegt in der Nähe von Kampot am Fluss, hat einen Swimmingpool, superleckeres Essen und wunderbare Gäste.

 

 

Blick aus unserem Zimmer auf den Fluss und die Elefantenberge

Unser Zimmer liegt direkt am Fluss, im früheren Bootshaus. Am Morgen krabbelt ein Tier oben auf Leos Moskitonetz herum. Ein Frosch! 

 Kampot ist ein gemütliches Städtchen im Süden von Kambodscha.  Nachdem wir uns ein paar Tage am Pool unseres wunderbaren Hotels ausgeholt haben und von dem holländischen Inhaber, der seit 30 Jahre in Kabbodscha lebt, einiges über Kambodscha erfahren haben, etwa über die unglaublichen Ausmaße der Korruption, machen wir mit einem Tuc-Tuc einen Ausflug in die Umgebung. 

 

wo der Pfeffer wächst

In der Gegend um Kampot wächst der beste Pfeffer der Welt, so Fachleute. Es ist eine Ranke, die ein Gestell hochklettert und erst nach Jahren abgeerntet werden kann. Der frische grüne Pfeffer schmeckt köstlich: fruchtig, würzig, pikant, aber nicht zu scharf. Man isst ihn frisch oder eingelegt; wenn man ihn trocknet, wird er schwarz und wandert in Pfeffermühlen.

 

 

 Arbeit auf den Salzfeldern

 Auf den Salzfeldern wird Salz aus Meerwasser gewonnen. Mit großen Rechen glätten die Arbeiter die Felder, bevor neues Meerwasser draufgepumpt wird. Eine Knochenarbeit in glühender Hitze, für zwei Dollar am Tag.

 

 

 

Arbeit auf den Salzfeldern 

Langsam geht die Reise dem Ende entgegen und wir wollen noch ein paar Tage Strand genießen. Zuerst in Sihanoukville, einem kambodschanischen Badeort. Unser Bungalow liegt direkt am Strand. Morgens tapsen wir barfuß zur Dusche, dann ins Restaurant, überall auf weichem weißen Sand. Wenn es in der Sonne zu warm wird, kann man im Schatten in einer Hängematte schaukeln, Mangoshake genießen oder eine junge Kokosnuss schlürfen. Nachschub wird per Boot geliefert: Eine Frau zieht ein Boot durch die flache Brandung  an den Restaurants vorbei und lädt bei jedem Lokal zehn, zwanzig Kokosnüsse ab.

 

Von Kambodscha aus fahren wir mit dem Bus die Küste hoch nach Thailand und nehmen die Fähre nach Ko Chang, einer großen Insel, deren Inneres von Dschungel bedeckt ist. Affen turnen auf den Stromleitungen herum. 

 

 

 

Doch hier tummeln sich nicht nur die Affen, sondern auch jede Menge Touristen, und so fahren wir bald weiter auf eine abgelegenere Insel namens Ko Wai. Schon auf der Fähre wird uns klar, dass wir langsam die Zivilisation wieder verlassen. Der Fahrkartenverkäufer auf dem Slow Boat macht auf alle Fahrgäste einen ziemlichen  Eindruck, vor allem auf die weiblichen.

Der Fahrkartenverkäufer auf der Fähre

 

Koh Waih ist eine kleine Idylle und genau das, was wir uns gewünscht haben. 

 

 

 

Ankunft auf Koh Wai

Bevor wir Thailand wieder verlassen, verbringen wir noch ein paar Tage in Bangkok, besuchen den Königspalast und schlürfen einen Drink im 83. Stock, mit Blick auf die Stadt, über die langsam die Nacht hereinbricht.

 

 

 Bangkok bei Nacht

 In Bangkok können wir uns langsam wieder an die Errungenschaften der westlichen Zivilisation gewöhnen.  Schilder weisen auf die korrekte Benutzung der Toilette hin.

 

 

 

 

Nach genau sechs Monaten lande ich am 7. März wieder in Hamburg. Der Empfang ist großartig: vier Freundinnen stehen am Flughafen bereit, schwenken ein Transparent mit der Aufschrift „Betty comes west @ hamburg“, tragen Masken mit einem asiatischen Gesicht und raunen ooooom, und dann gibt’s ein Glas Sekt – köstlich!!!

 

Das Empfangskomitee am Flughafen

 

Schön gemütlich in meiner kuscheligen Wohnung herumlümmeln, bei Kerzenlicht ein gutes Buch lesen oder im Kreise meiner Freunde grobe Mengen Käsefondues verdrücken – so hatte ich mir das vorgestellt, und darüber ganz vergessen, dass ich meine Wohnung vermietet hatte und alle meine Sachen in Bananenkisten auf dem Dachboden lagerten. Zudem war das Telefon kaputt, der Computer im Eimer und auch der CD-Player verweigerte den Dienst. Als ob die Geräte beleidigt wären, weil ich sie solange vernachlässigt hatte…

Hamburg soll ja auch eine schöne Stadt sein, aber wenn an einem grauen Tag der Regen kahle Zweige gegen die Fenster drückt, ist davon nicht viel zu sehen. Die Reise hat meine Sicht auf die Welt verändert. Wir leben in einem solchen Wohlstand! Wie lächerlich sind unsere Problemchen, wenn man sie in einen größeren Zusammenhang stellt. Wenn ich im Spiegel einen ganzseitigen Artikel darüber lese, dass in den Büros der Bundestagsabgeordneten die Holzvertäfelung durch die Benutzung der Teeküche Schaden nimmt, kann ich nur noch den Kopf schütteln. Leider habe ich meine große Weltkarte noch nicht wieder gefunden, sonst würde ich gleich die nächste Reise planen…

Inzwischen, nach gut einem Monat, habe ich meine Wohnung wieder in Besitz genommen, die Technik funktioniert und ich bin langsam angekommen. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Doch in meinem Inneren trage ich einen Schatz, das Schimmern einer anderen Welt.

Ein letzter Blick zurück:  

 

In der shwedagonpagode in Yangon (Myanmar)



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3 Antworten zu “Back home… Heimweh und Fernweh”

  • Karin Baseda-Maass sagt:

    Liebe Bettina,
    ist das eine Freude und Überraschung, dass hier ein neuer Eintrag zu sehen ist!
    Aus alter Liebe zu deinem Blog bin ich mal hergekommen und staune …
    Ich bin plötzlich da, wo der Pfeffer wächst.
    Und deinen schimmernden Schatz darf ich auch mitempfinden. Dankeschön.
    Es tut gut, wieder von dir zu lesen …

    Liebe Grüße
    Karin

  • Marita Waibel sagt:

    Liebe Bettina,

    möge dein innerer Schatz nicht versiegen!

    Liebste Grüße
    Marita

  • Mathias sagt:

    Liebe Bettina,

    heute, Ostermontagmorgen, war der besondere Tag und ich habe nach langer Pause Deine beiden letzten Reiseberichte gelesen. Danke für Deine spürbare Lust uns zu schreiben – es war eine schöne Zeit mit Dir/Euch in Asien.
    Aber die Rückkehr, eher das Ende der Reise, macht mich traurig … oder ist es mitfühlendes Fernweh? Ich denke ja, denn es ist schön Dich wieder gesund und munter in Hamburg zu wissen.
    Außerdem freue ich mich riesig, Dich am kommenden Freitag endlich persönlich wieder zu sehen und nochmals Deinem Bericht zu lauschen.

    Liebe Grüße und nochmals danke für die schöne Reise
    Mathias!

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