mitten in China
27 09 2013Die Frau lächelt mich fragend an, ihr Mann lächelt auch, beide reden auf Chinesisch auf mich ein, ich lächel zurück und ehe ich mich versehe, haben sie mir ihren kleinen Sohn auf den Schoß gesetzt, er mag zwei Jahre alt sein und hat kleine braune Hoden, die ich nicht übersehen kann, denn seine Hose hat einen grossen Schlitz, der den Blick auf Popo und Genital freigibt, wie bei allen kleinen Kindern in China. Sie machen ein Foto.
Wir werden oft fotografiert, noch häufiger angestarrt. Doch manche Menschen sind auch ganz reizend wie der alte Herr, der uns in qufu ansprach: i m curious, may i ask you where you come From. Oh, Germany, welcome to China.
Auch das essen finde ich gewöhnungsbedürftig. Gestern wollten wir hier in xian, im moslemviertel wie alle anderen eine Suppe mit köstlichen frischen Nudeln verputzen. Wir bekamen jede gleich zwei Schüsseln voll, eine mit Nudeln, Rindfleisch, Koriander, die andere einer grauen brühe mit fettaugen, glasnudeln und undefinierbarem fleisch von fremder konsistenz und starkem geruch. Innereien vom Hammel? Gehirn?
Abends dann beim Chinesen um die Ecke. Da hat es gut geschmeckt. Leckerer Reis, schmackhafte Bohnen, köstlicher Blumenkohl, spare Ribs für lotte. Auf der Karte jedoch so merkwürdige Dinge wie „Urine smelling Noodles“.
Von qufu, der Stadt des Konfuzius, sind wir mit dem Zug nach luoyang gefahren. Auf den bahnhöfen geht es zu wie auf flughäfen. Das gepäck wird durchleuchtet, sicherheitscheck, fahrkarten- und passkontrolle und dann ab in den wartebereich vor dem entsprechenden bahnsteig. sobald die einfahrt des zuges bevorsteht erneute fanrkartenkontrolle und dann wird am bahnsteig aufstellung genommen, gleich auf höhe des richtigen waggons. Von den drängeleien, vor denen manche mich gewarnt hatten, keine spur.
Die Fahrt dauerte acht Stunden. Wir hatten sogar Platzkarten, zumindest für die ersten sechs Stunden, in denen wir dann ausgiebig die Sitten der uns umgebende Chinesen – vorwiegend Männer, vielleicht Wanderarbeiter – studieren konnten. Einer zum Beispiel, ein kräftiger, etwas untersetzter Mittdreißiger, hat sich immer wieder das s-shirt hochgezogen, wie es die chinesischen Männer gerne machen, und seine runde braune plautze präsentiert. Eine Weile auch die dazugehörige Brust.
Andere haben sich an ihren Vorräten gelabt, gerne enorme papppötte mit Instant-Nudelsuppen, die man irgendwo im Zug mit heißem Wasser auffüllen konnte. An Proviant herrschte kein Mangel; alle zehn Minuten schob jemand ein wägelchen durch und bot Obst, Getränke oder gleich ganze Mahlzeiten an. Daneben gab es aber auch fliegende Händler mit Zeitschriften, hühnerbeinen, Schmuck, Lotterielosen, die ihre Ware unter dem nächsten Sitz verschwinden ließen, sobald der Schaffner auftauchte. Die Männer jedenfalls verpflegten sich, machten ein Nickerchen, was Chinesen offenbar immer und überall können. Kurz den Kopf auf den Tisch und schon eingenickt. Nach dem aufwachen einmal kräftig auf den Boden oder gegen die heizung gerotzt und weiter geht’s.
In luoyang haben wir die Longmen- Grotten angesehen, etwa die ältesten buddhistischen Kunstwerke Chinas. ( Die Seidenstraße begann in luoyang. Und über die Seidenstraße kamen die Religionen nach China) Am Flussufer sind auf einer Strecke von etwa einem Kilometer Tausende von Buddhas in die Felsen gemeißelt worden, zum Teil daumengross, zum Teil riesige, repekteinflössende Statuen, denen man kaum bis zur Wade reicht. Besonders schön ist der Blick vom gegenüberliegenden Ufer.
Die Longmen- Grotten bei luoyang
In einem geradezu futuristisch anmutenden prachtbau von bahnhof, der weit vor den Toren der Stadt lag, sind wir dann in den Schnellzug nach xi’an gestiegen, einer weiteren Millionenstadt, die ziemlich genau mitten in China liegt. Sie wurde bekannt wegen der terrakottakrieger, die hier in der Nähe in einer unterirdischen Höhle gefunden wurden.
Im moslemviertel von xi’an
Eine quirlige, kosmopolitische Stadt mit einem moslemviertel, der ältesten Moschee Chinas, Museen, einer alten Stadtmauer und den offenbar unvermeidlichen, extrem hässlichen Hochhäusern, die am Rande der chinesischen Großstädte aufragen wie waffensammlungen oder Reißzähne.
Auf der alten Stadtmauer von xi’an.
Doch als ich heute in der Dämmerung mit dem Rad über die Stadtmauer gefahren bin, haben sie im Abendrot geleuchtet. Und die ingwerchips, mein Proviant, waren exorbitant köstlich: hauchdünn, kandiert, von feiner schärfer, umhüllt von Puderzucker! Noch ein Nachtrag zum Thema essen: heute gabs möhrensalat In einer sesamölsauce mit gerösteten roten Chilis und Koriander sowie köstliche geschmorte Auberginen.. Dazu karamellisierte Kartoffelstücke,süß wie gebrannte Mandeln…
Kategorien : China
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