Die Königsstädte oder: Wie kommt der Buddha in den Baum?

16 01 2014

Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Nach der Fahrt im local Bus bin ich schon früh um zehn verschwitzt und paniert mit Straßenstaub…

 

 

 

Blick aus dem Bus, eigentlich ein Pick-up mit 3 längs angeordneten Holzbänken (und jeder Menge Dekoration!)

…aber der historische Park soll eine echte Sehenswürdigkeit sein, nun gut, tapfer schiebe ich mein Fahrrad an der Ticketkontrolle vorbei – ein weiter, grüner Park  tut sich auf. Große, alte Bäume, Gewässer, Seerosen, und was ist das? Seltsame Bauwerke ragen auf, Reste von Tempeln, Ruinen. Stupas spiegeln sich im Wasser, duftende Frangipanibäume säumen den Weg, dahinten ein riesiger Jahrhunderte alter Buddha, dann fliegt auch noch ein weißer Ibis auf…

 Historical parc Sukothai

Sukothai, übersetzt „der Anfang des Glücks“, gilt als die Wiege Thailands. Hier war der Sitz des ersten Königreichs der Thai, die die Khmer nach Kambodscha zurückdrängten. Die Thai herrschten von 1238 bis 1376, pflegten regen Handel mit China, führten den Theravada-Buddhismus und das thailändische Alphabet ein. Eine Blütezeit.

Heute ist vom einstigen Glanz nicht mehr viel übrig, aber die Reste der rund 200 Tempel und Paläste sind in einen großartigen historischen Park eingegangen, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und mit dem Fahrrad erkundet werden kann. Und so mache ich mich auf den Weg. 

 

 

 Sitzender Buddha in Sukothai

 

Besuche Buddhas, die ihr verwittertes Gesicht der Morgensonne entgegenstrecken, von manchen sind nur noch Einzelteile übrig, andere residieren in perfekter Haltung auf einem Hügel und blicken über Felder, Städte, Dörfer und Straßen, auf denen jetzt das moderne Thailand dahinbraust. 

 

Ein großer stehender Buddha ist von einem eigenen Gemäuer umgeben. Seine Anhänger huldigen ihm, opfern Blumen, entzünden Räucherstäbchen und drücken hauchdünne Blättchen aus Blattgold auf seine eleganten Hände.

 

Am nächsten Tag bin ich wieder mit dem Rad unterwegs, aber diesmal nicht allein. Ich habe mich einer gemütlichen Radtour über Land angeschlossen, radel durch Reisfelder und staune über das Lindgrün, Granny-Smith-Grün, Grasgrün, Flaschengrün. Die Gegend ist sehr fruchtbar und es gibt mehrere Ernten im Jahr. Aus dem Reis wird auch Whisky gebrannt, und wir besuchen eine Whiskybrennerei.

  

 

Um die Mittagszeit fährt in der Whiskybrennerei der Imbisswagen vor. Diese Frau sucht sich gerade ihr Mittagessen aus.

Von den historischen Stätten einmal angesehen, ist Sukothai eine ganz normale, nicht besonders interessante Stadt. Der amtierende König, auf den man hier nichts kommen läßt, wacht über eine Kreuzung, und auf dem Markt werden jede Menge Blumen und Blumenketten verkauft. Die werden Buddha und den verschiedenen Göttern und Geistern geopfert.

 

 

Blumen für Buddha

 

 

König Bhumibol von Thailand 

 

Nach etwa 150 Jahren wurde der König von Sukothai vom König von Ayuthaya besiegt und forthin war Ayuthaya, welches ein paar hundert Kilometer weiter südlich liegt, Hauptstadt. So mache ich mich nach einigen Tagen auf in die nächste Königsstadt. 

Es ist ein komfortabler Bus, die Straße ist gut ausgebaut, es gibt regelmäßige Eß- und Pinkelpausen und im Stillen singe ich schon ein Loblied auf die touristische Infrastruktur Thailands – bis der Bus plötzlich mitten auf dem Highway anhält. „Ayuthaya!“, brüllt der Schaffner, und ehe ich mich versehe, stehe ich auch schon mit meinem Rucksack an der Autobahn und blicke dem schönen Bus hinterher. 

Nach einer halben Stunde auf der Ladefläche eines Pick-ups, einem Marsch durch die Stadt und einer rasanten Fahrt auf dem Sozius eines Rollers komme ich schließlich wohlbehalten bei meinem guesthouse an, einem Stelzenhaus am Flußufer, das fast zur Gänze aus Teakholz besteht. Zwischen den Holzbohlen kann man etliche Meter in die Tiefe blicken, die Möbel sind auch allesamt aus Teakholz, und im Flur stehen Vitrinen mit altem Porzellan und allerlei Sammlungen. Um zu den historischen Stätten zu kommen, muss ich über den Fluss setzen. Die Fähre legt direkt an meinem guesthouse an. Finde ich alles sehr romantisch, bis auf die zahllosen Moskitos und den toten Hund, der im Fluss schwimmt…

Ayuthaya hat Sukothai an Glanz noch überboten. Es war einst eine der reichsten und größten Städte der Welt. Seine Macht währte 400 Jahre, am Königshof verkehrten Händler aus aller Welt, selbst das ferne Portugal unterhielt eine eigene Botschaft. 1611 schrieb Engelbert Campfer aus London: „Unter den Nationen Asiens ist das Königreich Siam das Größte. Die Exzellenz des Hofes in Ayutthaya ist unvergleichlich.“ 

Viele der Buddhas und Stupas wurden mit Gold überzogen, doch als die Burmesen 1767 die Stadt plünderten, ließen sie nicht viel übrig. So sind heute nur noch Museen und Ruinen zu bewundern. Hier liegen sie zumeist mitten in der Stadt, und die ist laut, staubig, voller Autos. Doch während ich zwischen den verschiedenen Tempeln und  Palästen herumradel, sehe ich plötzlich mitten auf der Straße einen prächtig geschmückten Elefant, der wohl Touristen durch die Gegend schaukelt. Potztausend! Viele Elefanten sind arbeitslos geworden, seit nicht mehr soviel Dschungel gerodet wird bzw. ihre Arbeit von Maschinen übernommen wurde.

 

 

Elefant in Ayutthaya

Das beliebteste Fotomotiv ist ein Buddhakopf, um den sich im Laufe der Jahrhunderte ein heiliger Bodhi-Baum geschlungen hat. 

 

 Buddhakopf im Bodhi-Baum, Ayutthaya

 

Neben den Ruinen finden sich auch etliche neuere Tempel und Klöster. In einem werde ich Zeugin eines Rituals, bei dem orangefarbene Gebetstücher auf einen riesigen Buddha geworfen werden. 

 

 

Orangefarbene Tücher werden bereitgehalten, während Gesänge und Gebete erklingen. Auf den Händen des Buddhas sind die Helfer zu sehen.

 

 

  

Die Gläubigen werfen die Tücher hoch, und die Helfer ziehen sie mit Stricken weiter rauf und hängen sie über den Buddha. 

 

Statt die zerstörte Pracht wieder aufzubauen, gründete König Rama I nur 80 km entfernt die neue Hauptstadt Siams: Bangkok, die „Stadt der Engel“. Meine nächste Station!

 

 



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