Palmen, Gold, Orange: Luang Prabang

26 12 2013

 

Manchmal komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Heute zum Beispiel. Ich bin mit dem Rad aus der Stadt über die Dörfer gefahren, immer am Mekong lang. Hütten, Häuser, Palmen, Bananenpflanzen, Papayas, lila Bougainvillea, Menschen, die freundlich Sabaidii! rufen. Mitten auf der Straße liegt ein Hund, schaut kurz auf, als er mich sieht, leckt sich die Pfote und schließt die Augen wieder. Es kommt anscheinend so selten mal was vorbei, dass er gefahrlos mitten auf der Straße pofen kann. Aber was heißt Straße? Es ist eine holprige Piste, und wenn doch mal ein Tuc-Tuc oder ein Roller mich überholt, bin ich in eine Staubwolke gehüllt. Und dann wie eine Fatamorgana ein geschnitzter, goldener Giebel, eine strahlend weiße Stupa, ein Tempel, hier Wat genannt. Mitten im Staub, in einem Flecken im Nirgendwo stehe ich plötzlich vor einem Kloster. Goldene Löwen bewachen das Portal, in einem Häuschen hängt die riesige Trommel, der Tempel erstrahlt in rot und ist über und über mit goldenen Mustern verziert, ich werfe einen Blick hinein, Goldene Buddhas schenken mir ihr mildes Lächeln. Auf dem Hof tummeln sich ein paar junge Mönche, sie mögen kaum 16 sein, in orangefarbene Gewänder gehüllt, machen Faxen und lachen, einer hat ein Handy in der Hand. Ich setze mich einen Moment unter einen der ausladenden alten Bäume und genieße die Stille, die heiteren Farben, und denke darüber nach, wie anders doch das Christentum ist. 

 

 

Junge Mönche in Luang Prabang

Selbst wenn die Dörfer noch so armselig aussehen, hat jedes mindestens einen goldenen Tempel, wenn nicht mehrere. Die Hühner laufen gackernd herum, eine Mutter badet vor dem Haus ihr kleines Kind in einer großen Schüssel, Frauen sitzen plaudernd zusammen, Männer spielen Brettspiele. Durch die hohen Palmen am Wegrand ist immer wieder der Mekong zu sehen. Dann höre ich Musik, ein junger Mann sitzt auf der Terrasse, spielt Gitarre und singt. Es klingt popig, weich, geradezu lieblich, ich fahre weiter in das goldene Licht, blicke in die Palmen und ich genieße jede Sekunde dieser Stunde.

Laos ist ländlich- gemütlich, Städte gibt es ohnehin kaum, und auch dort lassen die Menschen sich nicht aus der Ruhe bringen. Dass jemand arbeitet, sieht man eher selten. Alles geht langsam, Lao-langsam, schon das Kassieren im Restaurant ist eine Aufgabe, die höchste Konzentration erfordert und wieviel Wechselgeld ich dann zurückbekommen muss, rechnet man lieber mit dem Taschenrechner aus. 

 

 

 

So ist es zumindest in Luang Prabang, einer Stadt eher im Norden von Laos. Dort gibt es zwei Flüsse, eine Halbinsel, etwa dreißig Tempel, einen Hügel – mit was wohl? einem Tempel natürlich, und so schwirren jede Menge orangefarben gekleideter Mönche durch die Stadt.

 

 

 

Blick auf den Mekong in Luang Prabang

 Im Morgengrauen sammeln sie Almosen. Die Laoten hocken dann auf Matten am Straßenrand, und legen den vorbeiziehenden Mönchen ihre Gaben in die Opferschalen, meist sticky rice, den sie zu Kügelchen formen. Manche geben auch Obst oder die beliebte süße Kondensmilch. Leider wird die heilige Zeremonie von aufdringlichen Touristen gestört, die jede möglichst viele Fotos aus größtmöglicher Nähe schießen wollen. 

 Morgengabe der Mönche

Und Touristen gibt es hier viele, was kein Wunder ist, denn die Stadt ist geradezu märchenhaft schön. Zur einen Seite der von riesigen Palmen gesäumte Mekong, zur anderen Seite noch ein Fluss, in der Umgebung ragen die Berge auf, farbenprächtige Märkte, ein prunkvoller Königspalast, der heute als Museum dient und neben Kunstschätzen die Autosammlung des letzten Königs beherbergt.

 

 

Details an einem Tempel in Luang Prabang

Und an den vielen Tempeln kann ich mich gar nicht sattsehen. Manche sind über und über mit Mosaiken bedeckt. Wohin man auch geht, alle Nase lang schimmert es golden und die Stadt scheint in ein flirrendes goldenes Licht getaucht zu sein.

 Darüber ein strahlend blauer Himmel. An den Tempeln werden Opfergaben verkauft, kunstvolle kleine Gebinde aus Blättern und orangefarbenen Blüten und winzige piepende Vögel, die man dann dem Buddha zu Ehren in die Freiheit entlässt.

 

 Opfergaben: Vögel in Körbchen, Blumengebinde

Doch wenn die Sonne tiefer sinkt und schließlich untergegangen ist, zeigt sich die Schattenseite dieser Schönheit, denn es wird nachts eiskalt. Schon in Pakse, einem Städtchen in Südlaos, habe ich so gefroren, dass ich mir warme Kleidung kaufen musste, und in Luang Prabang schlafe ich mit Socken, Leggings, Hemd, Pyjama, dicker Sweatjacke mit Kapuze. Wenn ich mich dann in die vier Decken wickle, die in meinem Zweibettzimmer erfreulicherweise zur Verfügung stehen, geht es. Häufig haben die Fenster hier keine Scheiben, sondern nur ein Fliegengitter, und 90 Prozent der Restaurants sind auch als Open-Air-Lokale angelegt. Da sitzen die armen Touristen dann in ihren Fließjacken und windbreakern und schlottern.

 

 

 

 

Fischer in Luang Prabang, früh am Morgen

Deshalb habe ich mich früher als geplant von Laos verabschiedet und bin weiter nach Thailand. Doch die Gesichter der Laoten, diese scheuen, lieben Blicke und die Augen der jungen Mönche, die kann ich nicht vergessen. Ich mag die Laoten, sogar lai-lai. Das ist laotisch und heißt sehr!



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3 Antworten zu “Palmen, Gold, Orange: Luang Prabang”

  • Mathias sagt:

    Hallo Bettina,
    Wie war Deine Weihnacht?
    Gänsebraten mit Klössen und Rotkohl oder gegrillte Froschaugen an Ingwer-Spinnenbeinen mit Kokosspitzen? I’m kidding! Die schönste Bescherung kommt noch? Dafür viel Spaß und ein paar super abwechslungsreiche Tage in Thailand.

    Für uns muss einfach Weihnachten gewesen sein, denn gleich zwei Reiseberichte hintereinander. Einfach super. Dir wieder besten Dank für die lebhaften Beschreibungen und tollen Fotos. Das hält erst einmal etwas vor.
    Bis dann, Dir alles Liebe und Gute
    Mathias

  • Mathias sagt:

    Hi Bettina,
    Das viele Weihnachtsgedusel und die frühlingshaften Temperaturen bei uns haben mich wohl bzgl. heutiger Bescherung verwirrt.
    Entschuldigung!
    Ich werde nicht plötzlich vor Deiner Haustüre stehen, obwohl ….

  • Marita Waibel sagt:

    Hallo Bettina!
    Danke!
    Hug you!
    Marita

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