Landpartie in Laos
25 12 2013Nur zwanzig Prozent der Laoten leben in einer Stadt. Insofern ist eine Reise in Laos meist eine Landpartie, aber die abgelegeneren Dörfer und Flecken sind schwer zu erreichen. Und wo will man da unterkommen?Die wilden jungen Menschen fräsen bisweilen mit einem Roller durch die Gegend und machen dann „homestay“ bei laotischen Bauern, eine neue Form des Tourismus. Die Familien nehmen einen Gast auf, er isst mit ihnen, wäscht sich wie sie im Fluss und sie verdienen sich ein Zubrot. Beim Gedanken an die vielen Tiere, mit denen ich dann womöglich mein Lager teilen müsste, habe ich davon aber lieber Abstand genommen.
Ich war inzwischen in Pakse angekommen, einem Städtchen an einem Fluss. Preisfrage: wie heißt der Fluss? Natürlich!! Mekong!! In Pakse gibt es den größten Markt von Laos mit riesigen Fischen aus dem Mekong, Bergen von duftenden Kräutern, Säcken voller Tabak und Reis und ganze Galerien merkwürdiger getrockneter Meeresbewohner.
was gibt es da zu gucken?
Marktszene
Boxkampf gucken in der Markthalle
Ententransport
Flaschensammlerin in Pakse (Laos)
Nach drei Tagen Tag hatte ich die Stadt dann auch gesehen und wollte mit einer kleinen Gruppe im Minivan, wie die Kleinbusse hier genannt werden, aufs Bolavenplateau. Doch am Morgen regnete es in Strömen, und der Inhaber meines guesthouses meinte, das würde den ganzen Tag so gehen, es sei Taifun über Vietnam, und sah sorgenvoll in die Palmen, die sich im Regen wiegten. Da bin ich dann lieber einen Tag in meinem schönen, komfortablen, blitzeblanken Zimmer geblieben, was nach der Woche in der Bambushütte eine echte Freude war!
Doch in der Nacht wurde ich plötzlich wach von einem Kribbeln am Hals. Ich habe das Tierchen gleich geschnappt, Licht an, betrachtet und festgestellt: kenne ich nicht. Vielleicht zwei Millimeter, kein Floh, keine Laus. Tags drauf habe ich dann bei Wikipedia nachgesehen, was es so für Viecher gibt – und in Windeseile meine Sachen gepackt. Eine Bettwanze, der Schrecken jedes Travellers. Das Tierchen hat mich zwar nicht gebissen – angeblich beißen sie nur einen Teil der Menschheit, das soll aber sehr unangenehm sein und mit „Wanzenstraßen“ und wochenlangem Juckreiz verbunden sein – aber sie gehen auch gern auf Reisen. Dazu schlüpfen sie im Gepäck ihres Gastgebers unter, gründen darin eine Familie und begleiten ihn dann oft noch monatelang, gerne auch bis nach Hause. Dabei sah das Zimmer so sauber aus und war eines der teuersten der letzten Zeit. Wanzen können monatelang ohne Blut auskommen, wohnen in altem Gebälk, in Ritzen, Ecken und Matratzen – und suchen die Nähe des Menschen.
So habe ich einen ganzen Tag mit der Suche nach einer Unterkunft verbracht, denn mein guesthouse war wirklich das schönste der Stadt… schließlich bin ich noch fündig geworden, habe aber in der Nacht gefroren wie ein Schneider ( warum frieren Schneider eigentlich??? könnten sich doch was nähen!). Nach dem Regen hat es sich abgekühlt, und zwar in der ganzen Region, und in Kambodscha spricht man schon vom kältesten Winter seit dreißig Jahren. Die Temperaturen liegen nachts zwar immer noch bei zehn Grad, aber ohne Heizung, Federbetten und Scheiben in den Fenstern kann das ganz schön schattig sein.
Dann ging es im zweiten Anlauf endlich aufs Bolavenplateau, das mich von der Landschaft her an das Hochland von Vietnam erinnert hat. Auch hier wird Kaffee angebaut, es gibt prächtige Wasserfälle und man kann abgelegene Dörfer besuchen. In Laos gibt es – laut der letzten Volkszählung – 49 verschiedene Ethnien, viele davon mit einer eigenen Sprache, was die Weiterentwicklung des Landes nicht gerade erleichtert.
Wir waren in einem Dorf einer animistischen Minderheit, wo die Büffel, Schweine und alle anderen Viecher frei im Dorf herumliefen und man beim Rundgang aufpassen musste, dass man nicht in ihre Hinterlassenschaften trat.
Dorf auf dem Bolavenplateau
Dann kamen wir zu einem Weberdorf, wo die Frauen unter den Pfahlbauten ihre Webrahmen aufgespannt hatten, die sie mit den Füßen hielten.
Weberin auf dem Bolavenplateau. Der grün-schwarze Schal links wurde mein Weihnachtsgeschenk!
In einer Art Museumsdorf, das am Rand eines Stammesgebiets lag wurde die Architektur, Kultur, Lebensweise dieses Volkes vorgestellt, das dadurch vom Tourismus unbehelligt bleibt. Vielleicht kein schlechtes Konzept.
Waldhaus
Die Menschen sahen hier schon etwas abenteuerlicher aus, zwei alte Frauen mit roten Zähnen ( vom Kauen der Betelnüsse), bunten Gewändern und weißen Scheiben in den Ohrläppchen, so groß wie ein Fünfmarkstück (falls sich noch jemand an die erinnert!) gingen plaudernd über eine Hängebrücke.
Das Königreich Laos wurde früher auch „Land der Millionen Elefanten“ genannt, und am Königspalast von Luang Prabang prangen Embleme von Elefanten.
Königspalast in Luang Prabang
Die Elefanten sind so etwas wie das Wappentier, spielen immer noch eine Rolle, und auch auf dem Bolavenplateau konnte ich einen leibhaftigen Elefanten beobachten. Er hatte gerade Futter bekommen, eine Bananenstaude, und nachdem er zuerst vergeblich versucht hatte, sie im Ganzen zu verschlingen, legte er sie vor seine Füße und verzehrte ganz manierlich eine nach der anderen!
Elefant futtert Bananen
Liebe Bettina,
igittigitt, eine Bettwanze, aber das hast du ja gut hingekriegt und sie einfach weggenommen, bevor sie dich beißen konnte. Deine Reise entwickelt sich zu einer abenteuerlichen Geschichte und ich lese einfach nur gerne, was du schreibst und fotografierst!
Herzliche Grüße
Marita