Ratanakiri
7 12 2013Ratanakiri ist eine Provinz im Nordosten von Kambodscha. Der Name der Hauptstadt bedeutet „rote Erde“ und schon nach wenigen Stunden in Banlung war auch ich überzogen von roten Staub.
Straße in Banlung
In Ratanakiri wird Kautschuk gewonnen, man baut Cashewnüsse und Maniok an, doch Fremde verirren sich nur hierher, um zu einer Treckingtour im nahen Virachey Nationalpark aufzubrechen.
Mir war nicht so nach Dschungel, zumal alle Zurückkehrenden von Moskitos, Blutegeln und schrecklichen Strapazen berichteten. Aber wo es Dschungel gibt, müssen bisweilen auch große Bäume weggeschleppt werden, und das können eigentlich nur Elefanten. Die seltene Gelegenheit habe ich genutzt. Natürlich kann man auch in Hamburg Lokstedt auf einem Elefanten reiten, aber eben nicht durch den Dschungel!
Mutter und Tochter Elefant gehen immer zusammen, und da ich die einzige Touristin war, setzten sie ihre vielen Tonnen nur für mich in Bewegung und schaukelten mich eine Stunde lang durch die Gegend. Zuerst ging es die rote Piste entlang. Die Mutter ging voraus, die Tochter hinterher. Mein Mahout war ein kaum zwölf Jahre älter Bengel, er saß auf dem Kopf des Elefanten und lenkte nur mit den Füßen.
Als wir von der Schotterpiste abbogen und in den Wald kamen, fühlte ich mich wie die Königin des Dschungels. Sonst muss man in diesen Breiten ja darauf achten, wohin man tritt, um nicht versehentlich eine Baumwurzel, ein dorniges Gestrüpp oder gar eine Schlange zu übersehen, aber jetzt konnte ich in aller Ruhe und aus einiger Höhe die riesigen Bäume, die seltsamen Schlingpflanzen und die spatzengroßen Schmetterlinge betrachten. Mitten im Wald machte der Mahout des Muttertiers es sich dann bequem, streckte sich auf dem Sattel aus, zog sein Handy aus der Tasche, stellte Musik an, setzte die Ohrhörer ein und chillte eine Runde.
Der Wunsch nach etwas Entspannung zwischendurch muss auch die junge Fleischereifachverkäuferin angetrieben haben, die ich auf dem Markt in Banlung sah. Sie saß nicht hinter ihrem Ladentisch und hockte auch nicht mitten in der Ware, sondern schaukelte gemütlich über den Fleischbrocken – in einer Hängematte.
Metzgerei mit Hängematte
Jeder größere Ort hat eine Markthalle, so auch in Banlung. Doch hier werden nicht etwa Lebensmittel verkauft, sondern Schmuck. In Ratanakiri gibt es viele Edelsteinminen, und die wertvollen Stücke werden in der Markthalle von zahllosen Goldschmieden zu prächtigen Geschmeiden verarbeitet.
Goldschmiede in Banlung
In Kratie habe ich einen Blick in verschiedene Tageskliniken geworfen und mir mit Schrecken ausgemalt, was mir bevorstünde, wenn ich hier mit Denguefieber oder Malaria darniederliegen würde. Diese Ambulanzen sind in Ladengeschäften untergebracht und liegen dann zum Beispiel zwischen Busstation und Lebensmittelladen. Der Raum ist zur Straße offen, ein Bett steht neben dem anderen, manche Patienten liegen auch in Hängematten und siechen vor sich hin. Die meisten haben Infusionen am Arm, die aber auch ambulant verabreicht werden, und so sieht man Menschen mit einem Bambusstab mit Infusionsflasche auf ein Motorrad steigen.
In Bandung ragte sogar mal eine Infusion aus einem minivan.
Krankentransport in Kambodscha
In Ratanakiri leben viele „minorities“, die mit Körben auf dem Rücken in die Stadt laufen, auf dem Markt einkaufen oder ihre Produkte feilbieten.
In den traditionellen Häusern leben alle unter einem Dach. Wenn die Kinder erwachsen sind, ziehen sie in ein eigenes kleines Haus, gleich nebenan. Dort bleiben sie, bis sie selbst eine Familie gründen.
Links das Familienhaus, daneben die Häuser für die Teenager. In der Mitte das für den jungen Mann, rechts das für die junge Frau
Guten Morgen Bettina,
die Beschreibungen der kleinen Knabbereien haben mich ausgesprochen hungrig gemacht. Musste aber die Spinnen und Heuschrecken gegen Chips und Erdnüsse tauschen, da sich ersteres hier nur schwer besorgen lässt.
Gern hätte ich Dich live auf der Elefantenmama reiten gesehen. Besser noch wäre, wenn ich (Entschuldigung!) auf der Tochter hinter Dir her reiten könnte.
Und denk gar nicht erst dran – Du wirst nicht krank! Oder sind die hygienischen Vorgaben bei uns nur maßlos überbewertet? Nein, nein, Du wirst nicht krank!!! Was wäre sonst mit Deinen Berichten für uns?
Liebe Grüße an Dich, danke und Dir eine schönen schönen zweiten Advent!
Merkt man davon eigentlich etwas in Kambodscha??? Weihnachtsmänner, Schokolade, Spekulatius?
Liebe Grüße aus dem ‚etwas verschneiten‘ Hamburg bei 0°.
Mathias
Hallo Bettina,
ich habe eine ganz besondere Nähe zu Elefanten und fühle mich dir verbunden. Super Idee, nicht durch den Dschungel zu laufen, sondern sich schaukelnd vorwärtsbewegen zu lassen. Die Häuser auf Stelzen sehen sehr schön geflochten aus. Du bist wirklich in einer fremden Kultur, das ist aufregend für uns Leser! Krank werden Bettina, genau deshalb bist du unterwegs, um nicht krank zu werden, du bist auf dem Weg der Gesundung.
Marita