Pandas, Buddhas Ohr und der Heiratsmarkt
5 10 2013Schock Schwerenot!!! Heute wollten wir unsere Zimmer verlängern und man eröffnete uns, dass sie leider längst vergeben seien und wir sofort ausziehen müssten. Hier ist golden week, ganz China macht blau, hatten wir wohl verdrängt. Also in Windeseile packen, auschecken, Gepäck deponieren, eine Stunde um den Block gehen, dann bekamen wir doch noch einen schlafplatz im dorm, also 6- Betten – Schlafsaal, gemischt. Aufatmen! Kostet nur 50 Yuan, etwa 6 Euro pro Nase und man hat immerhin ein frisch bezogenes Bett, Vorhang davor, ein abschließbares Fach ( gottseidank hab ich inzwischen ein Vorhängeschloss). Wc und Dusche sind gleich dabei, was natürlich heißt, dass man über die verdauungsorgane und verschleimungen jedes mitbewohners genau informiert wird. Aber wir sind froh, dass wir uns nicht noch was anderes suchen müssen. Könnte auch schwierig werden, da nicht nur golden week, sondern auch noch Samstagabend ist.
Und das hostel ist ein Traum. (Über die eine Kakerlake sehen wir jetzt mal hinweg!) Es wurde mehrfach als das beste von ganz China ausgezeichnet, zu Recht. Die Einzelzimmer mit eigenem Bad, die wir luxusgeschöpfe vorher bewohnt haben, kosteten etwa 15 Euro, es gibt ein leckeres Restaurant, das sogar pommes!!! Spaghetti!!! und Cappuccino!!! serviert, es läuft meist relaxte amerikanische hippiemusik und die Leute sind sehr hilfsbereit. Ein gutes hostel zu haben, ist wichtig. China ist bisweilen anstrengend und fremd. Manchmal kann ich die Blicke und das Getuschel nicht mehr ertragen. Zwei Schwedinnen, die wir hier kennengelernt haben, erzählten, dass man geradezu Schlange gestanden hätte, um sie zu fotografieren. Die kleinen Kinder, die ja Schlitze in den Hosen haben, pinkeln und kacken auf öffentliche Terrassen oder werden auch schonmal im Einkaufszentrum über einen Mülleimer gehalten, wo sie dann ihr Geschäft verrichten.
Die Männer ( selten auch Frauen) rotzen ständig irgendwohin. Und es ist immer überall extrem voll und alle starren uns an. So ist es zwischendurch die reine Erholung, im hostel unter seinesgleichen zu sein. Die jungen Chinesen, die hier absteigen, sind anders. Freundlich und aufgeschlossen.
Das wunderbare hostel also organisiert auch Touren. Da wir etwas faul und müde geworden sind, wollten wir uns die öffentlichen Verkehrsmittel ersparen und sind mit einer Gruppe vom hostel aus zum Buddha von Leshan gefahren. Das ist eine riesige Steinskulptur am Fluss.
Buddha von Leshan
Doch als wir ankamen, standen wir (nachdem wir ticketschalter, 2 km Fußmarsch, Eingang und Aufstieg hinter uns hatten)vor einer enormen Menschenmenge, die sich als die Warteschlange erwies, in die man sich einreihen musste, wenn man Buddha in seiner ganzen Pracht und Größe bewundern wollte. Golden week eben. So haben wir uns mit einem Blick auf das 7 Meter große Ohrläppchen und einem schnell geschossenen Foto begnügt und sind in den daneben gelegenen Tempel, wo nach Leibeskräften geräuchert und gehuldigt wurde. Ich liebe das!
Unser zweiter Ausflug führte zur Chinas ganzem Stolz, den putzigen Pandas, in die das gesamte Land vernarrt ist. Heute früh um 7 Uhr 45 ging es los, und das war auch gut so, denn so haben wir genau das knappe Zeitfenster von etwa einer Stunde erwischt, in dem die Faulpelze nicht in einer Astgabel pofen, sondern an ihre Kumpels geschmiegt herumliegen und an frischen bambusschösslingen nagen, von denen sie grobe Mengen verputzen.
Pandaaufzuchtstation Chengdu
Auch Pandababies gab es zu bewundern und in einem Film, den wir uns dann noch angeschaut haben, wurde die pandaaufzuchtstation in einem Atemzug mit der chinesischen Mauer und der Eroberung des Weltraums durch China genannt. Das Gelände war beeindruckend. Ich hatte mir eher einen Schuppen vorgestellt, wo hinter Glas ein paar Weisskittel Pandababies die Flasche geben, aber es war ein großes Gelände (hauptsächlich bambuswald), in dem kleine elektrobusse verkehren und hochspezialisierte Wissenschaftler ihren Forschungen nachgehen, um die Pandas vor dem Aussterben zu retten. Sie wiegen übrigens bei der Geburt kaum 200 Gramm und sind in 50 % der Fälle Zwillinge!
Noch etwas Erstaunliches gibt es von Chengdu zu berichten. Gestern haben wir einen Spaziergang durch einen der berühmten Parks gemacht, wo es neben Kinderbelustigung, Teehäusern, Tretbootfahren, Tai Chi und Gesang auch eine Ecke gab, wo sehr viele Menschen zusammenstanden und die vielen Zettel betrachteten, die an den Bäume und Büschen angebracht waren.
Heiratsmarkt im people’s Park Chengdu
Es dauerte eine Weile, bis wir uns auf die vielen chinesischen Zeichen, zwischen denen Zahlen wie 1979 oder 1,59 standen, einen Reim machen konnten. Es waren Eltern, die einen Partner für ihr Kind suchten, oder um genauer zu sein, wohl eher eine Frau für ihren Sohn, da in China aufgrund der vielen Abtreibungen und Verkäufe von Mädchen ein ziemlicher Männerüberschuss herrscht.
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